Geschichte

Geschichte

Chronik der Bürgerkapelle Latsch

Aus dem Jahre 1773 liegt die erste urkundliche Aufschreibung über “Musikanten” vor. Da steht im Gemeindearchiv zu lesen, daß anläßlich der von der Gemeinde Latsch gelobten, alljährlichen Übertragung des Gnadenbildes von der Pfarrkirche zur Brückenkapelle, “die Musikanten” schon am Vorabend der Feierlichkeit mit einer “guten Marende traktiert” wurden.

Die sogenannte "Elfermusi" um 1865-70

Die sogenannte “Elfermusi” um 1865-70

Noch des öfteren erschienen in Kirchen- und Gemeinderechnungen Ausgaben für Musikanten. So bezahlte z.B. des Landgericht Schlanders 18 Gulden und 8 Kreuzer an die Latscher Musikanten, als diese anlässlich des Empfanges von Erzherzog Kronprinz Ferdinand am 8. August 1823 in Latsch aufspielten. In der Mitte des 19. Jh. gab es einen gewaltigen Aufschwung in der Kapelle. Die “Tiroler Schützenzeitung” vom 18. Juni 1853 weiß von einer 46 Mann starken “Musibande” in Latsch zu berichten.

Mit der Gründung der Feuerwehr im Jahre 1877 wurde aus der Musikbande eine Feuerwehrmusik und am Tag der Markterhebung von Latsch, im Jahre 1906, erhielten die Musikanten das Recht, sich “Bürgerkapelle” zu nennen.

Kleine Trommel: 1809 Kriegsbeute.(in Privatbesitz der Fam. Pedross) <br />Große Trommel: 1708 (ältestes Instrument im Besitz der BK-Latsch)

Kleine Trommel: 1809 Kriegsbeute.(in Privatbesitz der Fam. Pedross)
Große Trommel: 1708 (ältestes Instrument im Besitz der BK-Latsch)

Immer wieder gab es für die Kapelle genügend Anlässe aufzutreten, sogar während des 1. Weltkrieges verstummten die Instrumente nicht. Mit dem Ende dieses Krieges kam auch für die Latscher Musikanten die dunkelste Zeit ihrer Geschichte.

Mit dem Einzug der Italiener im Dorfe begannen die Probleme, die ihren Höhepunkt während der Zeit des Faschismus fanden. Trotz dieser Schwierigkeiten gab es keine Auflösung des Vereins. Nur die Instrumente verstummten für einige Zeit fast gänzlich. Mit großem Eifer baute Kapellmeister Albert Pedroß nach dem Krieg die Bürgerkapelle wieder auf. Im Jahre 1946 zählte man schon wieder 25 Ausrückungen.

Als sich der Grenzverkehr zum benachbarten Ausland normalisierte, suchte auch die Bürgerkapelle Verbindungen zu deutschen und österreichischen Kapellen und baute bis zum heutigen Tag bestehende Freundschaften auf. So mit der Patenstadt Calw und der Stadt Emmendingen in Deutschland.

Als im Jahre 1956 Albert Pedroß, nach 31-jähriger Tätigkeit als Kapellmeister, den Tacktstock aus der Hand legte, galt es einen geeigneten Mann an seine Stelle zu setzen. Mit Wilhelm Heidenreich aus Meran schien dies gelungen. Zehn Jahre lang blieb der gebürtige Wiener Heidenreich mit den Latsch Musikanten zusammen, bis auch er, infolge eines Unfalles, den Tackstock abgeben mußte. Unter der neuen Führung von Konrad Verdroß aus Schlanders begann auch für die Bürgerkapelle eine neue Zeit. Nicht nur im Musikalischen änderte sich das Bild der Kapelle, auch das Auftreten war anders geworden.

Nach neun Jahren musikalischer Arbeit gab Konrad Verdroß den Dirigentenstab an Arnold Pirhofer weiter. Der junge Latscher legte in seiner Tätigkeit besonderern Wert auf die Jugendarbeit und er hatte Erfolg. Es war ein Aufschwung im Verein zu spüren.

Dieser musikalische Aufschwung hielt auch unter den Kapellmeistern Helmuth Kuppelwieser und später Helmut Verdroß an. Besonders unter Kapellmeister Helmuth Verdroß erzielte die Kapelle große Erfolge. So beim Bezirksmusikfest 1992 in Laas und beim Landesmusikfest 1995 in Meran, wo die Kapelle beide Male einen ausgezeichneten Erfolg in der Oberstufe erspielen konnte.

Klarinetten aus dem Jahre 1885

Klarinetten aus dem Jahre 1885

Die unter Verdroß erziehlten Erfolge setzte  Kapellmeister Stefan Rechenmacher aus Kortsch fort, der die Kapelle von 1997 bis 2003 leitete. Ein ausgezeichneter Erfolg mit der Jugendkapelle Latsch beim österreichischen Jugendkapellentreffen in Ried im Innkreis sind nur ein Beweis seiner Musikalischen Stärke. Auf Grund familiärer Gründe musste er sein Amt abgeben, das seit Anfang 2003 Kapellmeister Maximilian Polin übernahm und bis November 2005 inne hatte.

Neben der musikalischen Arbeit steht aber auch die organisatorische Arbeit, ohne die ein Verein nicht existieren könnte. Lag früher auch die Organisation in den Händen des Kapellmeisters und eines kleinen Kommitees, so änderte sich dies im Jahre 1946 mit der Wahl eines Obmannes und eines Ausschusses. Der erste gewählte Obmann war Josef Mantinger. Ihm folgten Johann Trafoier, Josef Telser, Franz Mantinger, Alois Lampacher, Mathias Oberhofer, Leo Oberhofer, Johann Gritsch, Oskar Höllrigl und Franz Nagl.

Ab 1989 stand Alexander Janser der Kapelle vor, und wurde 2005 von Maria Kuppelwieser abgelöst. Für sein Durchhaltevermögen mit der Kapelle und seinen unermüdlichen Einsatz als Obmann wurde Alexander Janser am 04.03. 2006 zum 1. Ehrenobmann der Bürgerkapelle Latsch ernannt.